Wenn die Zeit stirbt

bleibt eine zeitlose Gegenwart

Als Kind lief die Zeit neben mir her, oft war sie viel zu langsam, manchmal viel zu schnell.

zeit

In den Sommerzeiten, wenn man mit nackten Füssen über die Stoppelfelder nach der Weizenernte lief, tat es schauerlich weh und erzeugte eine schmerzliche Kälte im Bauch. Der Kopf war rot und heiß und die Füße voller kleiner Stiche und Kratzer.

Nicht nur die Sonne, sondern auch die Zeit lachten einen dann aus. Die kleine Armbanduhr zur Kommunion zeigte nur fünf Minuten dieser kleinen masochistischen Übung, aber die Zeit um einen schien ewig gewesen zu sein.

Später im sogenannten Erwerbsleben, gekoppelt mit Familienbildung scheint die Zeit abhandengekommen zu sein. Keine Zeit, die einen durchatmen lässt, die einem Freiheit zeigen würde, keine Zeit, die einen friedlich umarmt.

Die Zeit stirbt

Die Zeit ist weg. Ist sie gestorben?

Heute in Quarantäne lebt der Tag ohne Konturen und die Zeit hinterlässt keinerlei Spuren. Es ist zugleich heute, gestern, morgen. Den Wochentag hat die Zeit ebenso spurenlos wie ihr Verschwinden mit sich genommen.

So ist es, wenn die Zeit stirbt: ein Bummeln durch die zeitlose Gegenwart.