TREPPEN

Hinauf und hinunter eine Faszination

Treppen geht man hinauf oder hinunter. Eigentlich achtet man wenig auf sie.

Oder erinnern Sie sich an die letzte Treppe, die Sie im öffentlichen Raum genutzt haben?

Aber so einfach ist das nicht.

Durch ihre Höhe, Steilheit, Farbe, mit und ohne Geländer, dem Grad von Gefahr unterscheiden sich Treppen

Man erinnert sich an Klagen über Treppen an kleineren oder größeren Bahnstationen. Hier lauert Rutschgefahr, dort fehlt das Geländer oder es ist so verschmutzt, dass man sich trotz unsicherem Schritt nicht daran festhalten möchte.

Oft fehlt die Beleuchtung, Geländer sind verschwunden oder nicht bedacht worden.

„Die fehlerfreie Planung und Ausführung von Treppen, Geländern und Umwehrungen erfordert eine hohe fachliche Kompetenz bei allen Baubeteiligten. Dabei sind neben den architektonischen und technischen Ansprüchen auch die einschlägigen Regelwerke, Länderbauordnungen und Sicherheitsanforderungen zu beachten.“

Quelle: Walter Gutjahr, Hermann Hamm, Achim Irle, Frank Kani, “Treppen, Geländer und Umwehrungen” – Fraunhofer IRB Verlag,2011

Aber es gibt auch diese wunderschönen Treppenhäuser in Jugendstilvillen oder herrschaftlichen Häusern in Wien. Ob die den jeweiligen Richtlinien entsprechen, entzieht sich meiner Kenntnis.

Das Musée de Confluence in Lyon hat sehr aufregende Treppen zu bieten.

Außentreppe Musée de Confluence

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In Schneckenform oder steil hinauf mit rotem Teppich zum herrschaftlichen Schreiten in Frack und langem Ballkleid. Breite, pompöse, geschnörkelte, verspielte Treppenaufgänge. Lichtdurchflutet oder mit Kronleuchtern erstrahlt.

Budapest Neueres Theater an der Donau

Berühmt bei Filmfreunden ist die potemkinsche Treppe in Odessa. Eisenstein hat sie 1925 gefilmt.

„Darin konstruiert er eine auf Gleichheit basierende Menschenmasse. In der berühmten Treppenszene wird diese gewaltsam dekonstruiert. Hierbei soll Mitleid erzeugt und Affekt beim Zuschauer hervorgerufen werden.

International ist die Treppe seit 1925 aus Sergei Eisensteins Film Panzerkreuzer Potemkin bekannt, in dem diese Treppe als Schauplatz für die blutige Niederschlagung eines Aufstands dient und ein Kinderwagen in der Schlüsselszene die Treppe hinunterrollt.“ (Wikipedia, Eisenstein Treppe Odessa, Februar 2021)

Im Folgenden möchte ich einige meiner kleineren Treppengeschichten erzählen, die einem vielleicht aufmerksam werden lassen, wenn man das nächste Mal eine Treppe begeht.

Diese Treppe, von der ich berichten möchte, befindet sich in Angola in einer Provinz nahe der Hauptstadt Luanda, damals ein Kriegsgebiet. Der Straßenbauminister hat damit sehr gut verdient, da und dort Brücken auf einfachstem Niveau bauen zu lassen und das Vielfache an $ einzusacken. Manche kleineren nachrangige Bürger fanden das anregend und nachahmenswert wie der Pastor, der anonym bleiben wird. Er hatte den jungen Architekten aus Deutschland eingeladen, der Gemeindehäuser bauen sollte, befestigte Straßen gab es nicht dahin. Eine Gemeinde auch nicht. Alle waren geflohen. Der junge Architekt fühlte sich geehrt, soviel freie Hand und keine Supervision oder Bauaufsicht. Außerdem leckeres Essen, draußen vor dem Pfarrhaus auf Holzfeuer gekocht (Frauen in der Küche unvorstellbar).

Zusätzlich wollte der Pastor noch ein großes Pfarr-Haus für seine Gemeinde, seinen Nonnen und Mönche, wobei klar war, dass Nonnen keinen Zutritt erhalten sollten, weil weiblich. Mönche gab es noch nicht. Auch später nicht, die jungen Priester wurden in Europa gebraucht – wegen der dortigen Nachwuchsprobleme im Priesteramt.

Aber der junge Architekt war eifrig, das Pfarrhaus war riesig und stand schon prächtig oben auf einem Hügel. Eine Treppe, eine hohe, sehr hohe Treppe musste her. Der junge Deutsche hatte die Standardmaße für Höhe und Tiefe der Treppenstufen nicht im Kopf. Internet ging wegen fehlender Elektrizität und keinem Zugang zu Netzen nicht. Also hat er es so gebaut, wie das Material von Bauern aus Zement hergestellt wurde. Mal höher, mal schief, mal abfallend, mal kürzer, meist mit sehr kurzer Tritt-Tiefe. Diese Treppe war steil, ohne Geländer und eine wirkliche Mühsal. Wer mal im Haus angekommen war, wollte es nicht mehr so schnell verlassen.

In Bonn wurde neuerdings eine breite Treppe hinunter in die Unterführung des Hauptbahnhofes gebaut. Standards waren bekannt, aber nicht eingehalten. Die Treppe war sehr rutschig, nicht nur bei Regen oder Schnee. Viele Menschen sind schon gestürzt. Manche haben Schmerzensgeld erhalten. Anderen wurde eigene Unachtsamkeit vorgeworfen. Die Treppe ist noch immer im Zustand wie sie vor kurzem gebaut wurde. Gefährlich!

Quelle: Generalanzeiger Bonn, 08.02.2021
Kunstmuseum: Bonn kann auch anders:

Ein bekannter Architekt aus Spanien hat in Bilbao für einige Millionen eine sehr schöne Treppe aus Glas erbaut. Sehr fein und dekorativ zwischen den Bergen und dem Guggenheim Museum der Stadt über einen mal reißenden, mal trägen Fluss. Man kommt ins Schwärmen. Aber nicht der Bürgermeister, er war mit diesem Kunstwerk nicht einverstanden und hat den Architekten erstmal nicht bezahlt. Deshalb fehlte ein Stück, bis man festes Land nach der Flussüberquerung betreten hätte können.

Bildergebnis für bilbao guggenheim museum
Bilbao Guggenheim Museum

Der Architekt weigerte sich, die Brücke ohne Bezahlung fertigzustellen. Das geschah dann im groben Zementieren, andockend an das filigrane Glaskonstrukt. Der Bürgermeister fand die Treppe außerdem zu rutschig und legte einen Teppichboden auf die Kunst, inzwischen grau-braun verschmutzt. Ist das noch Kunst?

Andernorts hat man Treppen ins Nichts laufen lassen und den Zu- oder Ausgang oben zugemauert (Malta).

In einem nordafrikanischen Land hat man aus Muscheln eine sehr kunstreiche Treppe, steil und hoch erbaut. Sie ist sehr breit, die Treppenstufenhöhe für kleinere Personen ist viel zu hoch. Ein Geländer hätte das Muschelwerk gestört. Also muss man sich sehr vorsichtig hinauf und hinunter bewegen. Eile könnte sehr gefährlich werden.

Natürlich gibt es noch sehr viel mehr zu Treppen und vor allem berühmte Treppen wie die spanische Treppe in Rom zu sagen. Das wäre dann ein weiteres Kapitel. Demnächst?

Also bleiben Sie aufmerksam, wenn Sie wieder mal eine Treppe erklimmen.